Nachdem also diverse Hitzewarnungen eingegangen sind und alle Großstadtbewohner dazu aufgefordert wurden, das Wochenende in der Horizontalen zu verbringen und ausreichend Wasser zu konsumieren, entscheide ich mich, genau das zu tun, was ich immer tue: das Gegenteil aller gut gemeinten Ratschläge. Zufälliger fallen das heißestes Wochenende des bisherigen Jahres zusammen mit einem von mehreren Holi Festivals in der Stadt. Wer es noch nicht mitbekommen hat (Schade über euch!): Holi Festivals sind ein neuer Trend aus Indien, die seit dem letzten Jahr das Land unsicher... äh, bunt machen. In Indien wird jedes Jahr das Holi Fest begangen um böse Geister zu vertreiben und den Sieg des Frühlings über den Winter zu zelebrieren. Es ist unter verschiedenen Namen bekannt, involviert sind jedoch immer buntes Wasser oder buntes Farbpulver. Der europäische Trend hat das aufgegriffen und lebt vor allem davon, dass junge Menschen ausgelassen zu elektronischer Musik feiern und sich dabei buntes Farbpulver um die Ohren hauen. Das klingt nach Spaß, das muss ausprobiert werden, dachte ich mir. Passend war, dass ich zwei Freikarten für das Holi Festival gewonnen hatte, natürlich erst, nachdem ich mir eine eigene Karte gekauft hatte (Murphy, was ist dein Problem?). Nun gut, Kartenabnehmer und Begleiter findet man schnell und so stehe auch ich bei etwas 35 Grad Schattentemperatur im Reiterstadion in der Nähe vom Olympiastadion. Da, wo sonst Pferde und Reiter über Hindernisse springen, hüpfen einige Tausend weiß gekleidete Menschen über den Rasen. Weiß zu tragen ist ein Muss, wenn man nachher stolz zeigen will, wie schön bunt aussehen kann. Angeblich sind die Farben des Pulver auswaschbar, ob das auch funktioniert, bleibt abzuwarten.
Die Sonne brennt erbarmungslos vom Himmel und erinnert mich daran, wie schön ein Sonnenhut gewesen wäre. Der wird aber spätestens beim ersten Farbcountdown überflüssig. Ähnlich wie an Silvester wird von 10 runtergezählt, bei 0 wird dann das Farbpulver in die Luft geworfen. Der Effekt aus der Ferne ist verblüffend und schön anzusehen. Allein durch den Farbnebel, in dem man sich wiederfindet, bekommen Haut und Kleidung eine interessante Färbung, spannender wird es aber, wenn man die Farbe direkt abbekommt. Mein Gesicht färbte sich im Laufe des Tages mehrere Male, am intensivsten blieb jedoch eine große Ladung Blau zurück. Vielleicht suchen sie ja noch Statisten für den nächsten Schlumpf-Film...
Mein ehemals weißes T-Shirt erinnert jetzt nur noch an ein Batik-Experiment, dass ich mal im Kindergarten miterlebt habe. Von der Haut geht die Farbe ganz gut ab, nur Pink bleibt hartnäckig auf Händen, Armen, Bauch und Brust zurück. Bodypainting der dauerhaften Art. So wie beim Holi Fest die Schranken zwischen den einzelnen Kasten wegfallen, sind auch wir beim Holi Festival für einen Tag alle gleich, farbig eben.
Wer kann, sollte einmal hingehen und im Zweifelsfall die Schutz- oder Taucherbrille nicht vergessen. Ich als Kontaktlinsenträgerin hab davon nur profitiert (und einige belustigte Blicke geerntet, denn ich war tatsächlich die Einzige). Ein Mundschutz ist auch empfehlenswert, ihr werdet nicht darum herumkommen Farbpulver zu schnupfen.
Frohes Schwitzen, ob mit oder ohne Farbe, wünscht euch
Eure (immer noch leicht verfärbte) Foxy