Bunte Sommerhitze - Holi Festival of Colours

Die Stadt kocht. Ich bin noch unentschlossen, ob ich das als positiv empfinde oder nicht, aber nach einem halben Jahr finnischem Winter ist das ein guter Ausgleich. Addiert man den Sibirischen Winter mit dem nordafrikanischen Sommer bekommt man das, was vor einigen Jahren bei uns noch Frühling hieß und den Grundschulkindern zukünftig wohl nur noch aus Erzählungen geläufig sein wird.

Nachdem also diverse Hitzewarnungen eingegangen sind und alle Großstadtbewohner dazu aufgefordert wurden, das Wochenende in der Horizontalen zu verbringen und ausreichend Wasser zu konsumieren, entscheide ich mich, genau das zu tun, was ich immer tue: das Gegenteil aller gut gemeinten Ratschläge. Zufälliger fallen das heißestes Wochenende des bisherigen Jahres zusammen mit einem von mehreren Holi Festivals in der Stadt. Wer es noch nicht mitbekommen hat (Schade über euch!): Holi Festivals sind ein neuer Trend aus Indien, die seit dem letzten Jahr das Land unsicher... äh, bunt machen. In Indien wird jedes Jahr das Holi Fest begangen um böse Geister zu vertreiben und den Sieg des Frühlings über den Winter zu zelebrieren. Es ist unter verschiedenen Namen bekannt, involviert sind jedoch immer buntes Wasser oder buntes Farbpulver. Der europäische Trend hat das aufgegriffen und lebt vor allem davon, dass junge Menschen ausgelassen zu elektronischer Musik feiern und sich dabei buntes Farbpulver um die Ohren hauen. Das klingt nach Spaß, das muss ausprobiert werden, dachte ich mir. Passend war, dass ich zwei Freikarten für das Holi Festival gewonnen hatte, natürlich erst, nachdem ich mir eine eigene Karte gekauft hatte (Murphy, was ist dein Problem?). Nun gut, Kartenabnehmer und Begleiter findet man schnell und so stehe auch ich bei etwas 35 Grad Schattentemperatur im Reiterstadion in der Nähe vom Olympiastadion. Da, wo sonst Pferde und Reiter über Hindernisse springen, hüpfen einige Tausend weiß gekleidete Menschen über den Rasen. Weiß zu tragen ist ein Muss, wenn man nachher stolz zeigen will, wie schön bunt aussehen kann. Angeblich sind die Farben des Pulver auswaschbar, ob das auch funktioniert, bleibt abzuwarten.





Die Sonne brennt erbarmungslos vom Himmel und erinnert mich daran, wie schön ein Sonnenhut gewesen wäre. Der wird aber spätestens beim ersten Farbcountdown überflüssig. Ähnlich wie an Silvester wird von 10 runtergezählt, bei 0 wird dann das Farbpulver in die Luft geworfen. Der Effekt aus der Ferne ist verblüffend und schön anzusehen. Allein durch den Farbnebel, in dem man sich wiederfindet, bekommen Haut und Kleidung eine interessante Färbung, spannender wird es aber, wenn man die Farbe direkt abbekommt. Mein Gesicht färbte sich im Laufe des Tages mehrere Male, am intensivsten blieb jedoch eine große Ladung Blau zurück. Vielleicht suchen sie ja noch Statisten für den nächsten Schlumpf-Film...
Mein ehemals weißes T-Shirt erinnert jetzt nur noch an ein Batik-Experiment, dass ich mal im Kindergarten miterlebt habe. Von der Haut geht die Farbe ganz gut ab, nur Pink bleibt hartnäckig auf Händen, Armen, Bauch und Brust zurück. Bodypainting der dauerhaften Art. So wie beim Holi Fest die Schranken zwischen den einzelnen Kasten wegfallen, sind auch wir beim Holi Festival für einen Tag alle gleich, farbig eben.




Trotz (oder gerade wegen?) der Hitze war es sehr authentisch, obgleich man das Holi Festival nicht mit dem originalen Holi Fest vergleichen darf, da hier jede spirituelle Einstellung einer alkohol- und feierwütigen gewichen ist. Spaß macht es allemal, allein der Bilder wegen ist ein Besuch empfehlenswert.

Wer kann, sollte einmal hingehen und im Zweifelsfall die Schutz- oder Taucherbrille nicht vergessen. Ich als Kontaktlinsenträgerin hab davon nur profitiert (und einige belustigte Blicke geerntet, denn ich war tatsächlich die Einzige). Ein Mundschutz ist auch empfehlenswert, ihr werdet nicht darum herumkommen Farbpulver zu schnupfen.

Frohes Schwitzen, ob mit oder ohne Farbe, wünscht euch
Eure (immer noch leicht verfärbte) Foxy




Berlin? Berlin! Eine Liebeserklärung.


Teil eins: Arm, aber sexy

Wenn meine Freunde aus Hamburg, Köln oder anderen schönen deutschen Städten mich von Berlin schwärmen hören, verdrehen einige die Augen, andere lächeln nur nachsichtig. Ich bin Wahlberlinerin, habe aber sowohl die Mentalität der Gegend als auch den Dialekt mit der Muttermilch aufgesogen, wie man so schön sagt.

Dass die Stadt in den letzten Jahren bis zum Ausnahmezustand gehyped und fast schon verballhornt wurde, lässt die, die vorher hier waren, absolut kalt. Das bekannte Hipsterphänomen (ihr seid einer, wenn ihr leugnet, dass ihr einer seid) beschäftigt ohnehin nur die, die ihre Identität genau darin finden. Wobei ich gestehen muss, dass es schwer ist, sich dem unterschwelligen Modetrend Berlins (und anderer Großstädte) zu entziehen. Unterschwellig deshalb, weil dir hier niemand sagen wird, was nun genau Mode ist und welches Outfit das Ergebnis einer kaputten Waschmaschine und eines zerbrochenen Spiegels war. Man trägt, was man eben trägt, was auch immer das ist.
Auch besitze mittlerweile mehrere sogenannte Jutebeutel (Natürlich wissen wir alle, dass die Dinger gar nicht aus Jute, sondern aus Baumwolle hergestellt werden. Special thanks to Wikipedia), und benutze sie regelmäßig. Allerdings nicht als Handtaschenersatz, sondern lediglich zum Transport größerer Gegenstände.
Meine Club Mate- Sucht habe ich nur mit Mühe in den Griff bekommen, sie wird von meiner Vorliebe für Karomuster und Chucks in Schach gehalten. Die Sojamilch im Kühlschrank und mein Mini-Undercut halten dagegen. Was mir zu meinem Glück noch fehlt, ist die Spiegelreflexkamera.
Die Frage, die sich nun nach und nach immer mehr aufdrängt, ist: Bin ich ein Hipster? Der Definition nach leugnen Hipster, dass sie solche sind. Das würde ich auch tun, wenn man mich danach fragen würde. Glücklicherweise hat mich bisher niemand gefragt und so überspringe ich das Thema. Bei Interesse greife ich es in einem anderen Post wieder auf. 

Echte Berliner nehmen die Stadt so wie sie ist: entspannt und selbstverständlich. Wegziehen würden die wenigstens, und die, die ich getroffen habe, betonen nach wie vor, dass sie „gebürtige Berliner“ sind und die Stadt aus diversen Gründen verlassen haben. Die Menschen, ihre Mentalität, Döner- und Currywurstgeruch zählen in der Regel aber nicht dazu, weite Anfahrtwege und eine, sagen wir erlebnisintensive Nahverkehrsanbindung schon eher.
Was bewegt aber die gefühlt halbe Republik dazu, in die Hauptstadt zu ziehen? Und warum meckern alle Daheimgebliebenen über Berlin? Die Stadt sei zu laut, zu voll, zu dreckig. Ja, laut, voll und alternativ (ergo dreckig) sagen die Stadtbefürworter. Berlin bietet, was jede internationale Großstadt bietet: Kultur, Geschichte, eine ausgedehnte Partyszene, und das Prestige, sich Hauptstadt zu nennen. Ach ja, und die Hundehäufchen nicht zu vergessen.

Es scheint auch die „just be yourself“-Einstellung der Stadt zu sein, die das Leben hier so attraktiv macht. Jeder kann, keiner muss, das sorgt in der Regel für ein entspanntes Miteinander. Toleranz wird großgeschrieben, die Schultern viel häufiger hochgezogen als die Augenbrauen. Böse Zungen behaupten, dass Lethargie und ein Tunnelblick die einzige Möglichkeiten sind, die Stadt zu ertragen. Leider passen meiner Meinung nach ein Tunnelblick und der tägliche Slalom-Lauf um besagte Hundehäufchen selten zusammen.

Die Arm-aber-sexy-Vasen

Mein persönlicher Beitrag zum Thema „Just be yourself“, „Use what you’ve got“ und „Mach einfach, interessiert eh keinen“ sieht folgendermaßen aus. In Ermangelung von drei hohen, schlanken, farblosen Glasvasen habe ich auf den uralten Trick zurückgegriffen und Glasflaschen dafür zweckentfremdet. In meinem Fall sind es allerdings nicht Wein-, Bier-, Cognak- oder Milchflaschen, nein, es sind – natürlich – Club Mate-Flaschen.



 



Ausgespült und von ihrem azurblauen Deckel befreit, geben sie sich dekorativ auf meinem Wandboard. Statt der Kunstblumen kann man auch richtige Blumen nehmen, die duften und verwelken, mir ist diese zeitlose Variante lieber. Fertig sind die Arm-aber-sexy-Vasen. Wie heißt es so schön auf DIY-Blogs:

Frohes Nachbasteln,
Eure Foxy 

Sparmethoden. Und warum sie nichts bringen.



Dies wird der wahrscheinlich langweiligste und unsexieste Eintrag überhaupt. Wie man Geld, das man gar nicht hat, nicht ausgibt, will doch eh keiner wissen, hat man mich gewarnt. Sehr gut, denn darauf habe ich absolut keine Idee für eine Antwort.

Die Erkenntnis kam, als ich mit einem Bankberater telefonierte. „Sie haben doch gar nicht genug Geld auf dem Konto.“ Seine Stimme klang vorwurfsvoll. Ich hatte eine Überweisung zwei Mal ausgeführt, weil mein Ordnungssinn mein Kurzzeitgedächtnis zwischenzeitlich k.o. geboxt hatte und nun wies mich der Mitarbeiter darauf hin, dass eine Stornierung überflüssig sei. „Ah“, war meine Reaktion. Für mehr als eine Interjektion reichte meine Höflichkeitskontigent nicht aus, denn „Jo, danke für die brutale Wahrheit, im Empathie-Seminar gepennt?“ war mein eigentlicher Gedankengang. Im Ernst, warum sind Bankangestellte hinter dem Tresen unsagbar höflich und verständnisvoll und klingen am Telefon so genervt wie Schuhputzer in Indien, wenn man an einem ruhigen Freitagabend gegen halb elf eine Stornierung beantragt?

Da  ich es mit der Sparpolitik ein wenig so halte wie Italien, habe ich als Konsequenz mein Einkaufs- und Konsumverhalten überdacht und alles Unnötige von der regelmäßigen To-Buy-Liste gestrichen. Wie öde. Ja, aber mein zerebrales Belohnungssystem möchte gebändigt werden. Das Wachstum meiner Schuhsammlung steht in keinem Verhältnis mehr zum Negativwachstum meiner Einnahmen. Auf gut deutsch: Pleite sein ist nicht lustig, denn es schränkt die Möglichkeiten, die wir nutzen um unser Leben zu genießen, radikal ein. Askese liegt nun mal nicht in meiner Natur.

Auf was verzichtet Frau nun am ehesten? Auf meiner Liste stehen nicht nur heiße Vollbäder bei 28 Grad Außentemperatur, sondern unter anderem auch Staubtücher, Mineralwasser, Champignons und Sonnenmilch. Staub kann man wischen, womit man will, er ist sowieso nach Sekunden wieder da. Mineralwasser sprudelt am schnellsten aus der Leitung und erspart meinen Armmuskeln zudem Überstunden. Champignons konnte ich früher nicht aussprechen und hab mir daher angewöhnt, sie auszuspucken. Dabei ist es geblieben. Sonnenmilch ist in diesem regenreichen Sommer redundant. Zudem steht ein ganzes Arsenal an Flaschen im Schrank und wartet auf die Rückkehr des Ozonlochs. Nun gut. Durch diese Sparmaßnahmen bleibt also viel mehr Geld übrig.
Nein. Es bleibt nie mehr Geld übrig. Es ist, als würde unser Konto dauerhaft Wertvernichtung betreiben, indem es unsere hart erkämpften Reserven verfuttert. Oder verbrennt. Das macht keinen Unterschied, denn am Ende ist das Geld einfach weg. Beziehungsweise haben es die falschen Leute, nämlich nicht wir oder unsere Freunde, die die etwas eingeschlafene Freundschaft zu uns mit kleinen Aufmerksamkeiten wieder aufkurbeln möchten.

Und so verzichten wir gegen Monatsende nicht nur auf die kleinen Extras im Leben, sondern schwören auch, im nächsten Monat gar nicht erst wieder in diese Bredouille zu geraten. Obwohl wir wissen, dass das unmöglich ist. Meine Vermutung besteht darin, dass wir auf darauf programmiert sind, Vorräte für schlechte Zeiten anzulegen, und da Geld weder schmeckt noch wärmt, muss es eben anderweitig verarbeitet werden: in Pullis, Schuhe, Schals, Hautcremes, Parfums, Topfpflanzen und diverse Genussmittel. Zuweilen fallen darunter auch größere fortschrittliche Entwicklungen, wie Tablets, Smartphones oder eine KitchenAid. Das Leben ist ja schließlich kurz und einmalig. Meinen Muffinteig mit dem Schneebesen zu rühren ist nicht nur ineffektiv, sondern für das Ergebnis auch nicht förderlich.   

Geld regiert die Welt, wie wir alle wissen. Und wir wollen gern die Welt regieren, liebend gern sogar, aber uns mit Spionage-Debatten, Bürgerprotesten, Hunger und allen anderen global aktuellen Schikanen herumärgern? Ich denke nicht. Im Gegenteil, arm wird als sexy proklamiert, zumindest in meiner Stadt. Und wenn selbst amerikanische Serienproduzenten dem Ausbleiben des finanziellen Erfolgs zweier junger Frauen in einer populären amerikanischen Großstadt eine eigene Sendung widmen, kann daran ja nicht so viel Falsches sein.
Trotzdem lobhuldige ich am Monatsende den Erfinder des Dispokredites, der es mir trotz widrigster Umstände ermöglicht, meine Frühstücksflocken zu bezahlen und nachts ruhig zu schlafen. Hier greift ein weitere Oma-Weisheit: Geld macht nicht glücklich, aber es beruhigt. Also sind wir doch wieder kapitalistisch. Mein Sparküken - böhckt.

Foxys Sparhuhn
Kein spießiges Schwein. Ein Sparhuhn mit Hang zum Comic relief.

Weil sich Konsum und Sparen zueinander verhalten wie ich und Champignons müssen Mittelwege gefunden werden, die ein Auskommen mit dem Einkommen ermöglichen. (Mittelwege oder Kompromisse wird es zwischen mir und Champignons nie geben. Wir sind uns einfach nicht grün.) Wir müssen zu Sparfüchsen werden, immer und überall. Die Sonderangebote in den Supermärkten leuchten uns ja ohnehin rot-gelb entgegen und schreien nach Konsum. Zwei Flaschen Duschgel mit Kokos-Apfelsinen-Duft zum Preis von einem? Ja, bitte!  Fertigsauce mit Tomate, Basilikum und – äh – Champignons? Na gut, wenn ich dadurch spare. Ein Flohmarktbummel bietet sich da auch an. Schöne Secondhandkleidung (weil ich nichts zum Anziehen habe), stilvolle, gebrauchte Glasvasen (für die Blumen, die ich nie kaufe) und eine lange Liste an Büchern, die ich ohnehin schon immer lesen wollte (und nie tun werde, weil ich damit beschäftigt bin, neue Bücher und anderen Schund zu kaufen). Hauptsache, Quantität zum kleinen Preis um den Konsumdrang zu stillen.

Wenn ihr dann nach dem Duschen riecht wie der Lieblingskuchen eurer Oma, euch mit Büchern umgeben habt, die wahrscheinlich öfter angefasst wurden als jede Amüsierdame auf der Reeperbahn, und eure Kleidung euren Charakter unterstreicht, dann könnt ihr eure soziale Seite hervorkehren und euch fragen, ob ihr eurem Konto nicht ein kleines Bisschen davon abgeben wollt. Es hat sich ja schließlich bemüht, euch bei der Anschaffung von alledem zu unterstützen. An den nächsten Monat hat es trotzdem nicht gedacht.

Frohes Horten,
eure Foxy